Minimale Resterkrankung (MRD) in Flüssigbiopsien (Part II)
In unserem letzten Artikel haben wir uns mit der Bedeutung der minimalen Resterkrankung (minimal residual disease, MRD) in der Krebsbehandlung befasst und ihre Rolle bei der Vorhersage von Rückfällen und der Ausrichtung der personalisierten Behandlung hervorgehoben. In diesem Folgeartikel befassen wir uns mit den Methoden zur Messung der MRD, der Bedeutung der MRD-Positivität und -Negativität und damit, wie die Untersuchung zirkulierender Tumor-DNA (ctDNA) die MRD-Detektion mit ihrem nicht-invasiven und hochempfindlichen Ansatz revolutioniert.
Wie wird die MRD gemessen?
Die Messung der MRD erfordert hochempfindliche Tests, die in der Lage sind, eine einzige Krebszelle unter Hunderttausenden oder sogar Millionen von gesunden Zellen zu erkennen. Hier sind die wichtigsten Methoden:
- Durchflusszytometrie: Bei dieser Methode werden fluoreszierende Marker verwendet, um Krebszellen in einer Blut- oder Knochenmarksprobe zu erkennen und zu zählen. Sie ist besonders effektiv bei hämatologischen Krebsarten (wie Leukämie) und gehört zu den am häufigsten verwendeten MRD-Nachweisverfahren.
- Polymerase-Kettenreaktion (PCR): Die PCR weist spezifische DNA-Sequenzen nach, die nur bei Krebszellen vorkommen, und ermöglicht es so, winzige Mengen dieser Zellen im Blut aufzuspüren. Dieser Test ist hochempfindlich und kann sehr geringe Mengen von MRD detektieren.
- Next-Generation Sequencing (NGS): NGS bietet einen hochempfindlichen Nachweis, indem das genetische Profil der Krebszellen tief sequenziert wird. Es ist selbst bei soliden Tumoren wirksam und kann MRD bereits bei einer Krebs-DNA-Molekül auf eine Million normale DNA-Moleküle nachweisen.
MRD-Positivität vs. MRD-Negativität: Was bedeutet das?
Wenn ein Patient auf MRD getestet wird, zeigt das Ergebnis an, ob nach der Behandlung noch Restkrebszellen in seinem Körper vorhanden sind. Ein positives Ergebnis, die sogenannte „MRD-Positivität“, bedeutet, dass noch kleine Mengen von Krebszellen nachweisbar sind. Dies kann auf ein höheres Rückfallrisiko hindeuten, da diese verbleibenden Zellen das Potenzial haben, zu wachsen und eine Rückkehr des Krebses zu verursachen.
Andererseits ist eine „MRD-Negativität“ ein ermutigendes Zeichen. In diesem Fall lassen sich selbst mit den empfindlichsten Tests keine restlichen Krebszellen nachweisen. Für Patienten mit Blutkrebs ist das Erreichen einer MRD-Negativität ein wichtiger Meilenstein, da Studien zeigen, dass dies mit längeren Remissionszeiten und besseren Überlebensraten verbunden ist. Im Wesentlichen bietet die MRD-Negativität die Gewissheit, dass die Behandlung hochwirksam war – auch wenn eine kontinuierliche Überwachung weiterhin wichtig sein kann.
Wie trägt ctDNA zur MRD-Bestimmung bei?
Die ctDNA besteht aus DNA-Fragmenten, die von Krebszellen in den Blutkreislauf abgegeben werden, entweder aktiv oder durch Zelltod. Diese DNA kann mit einem nicht-invasiven Bluttest, der sogenannten „Flüssigbiopsie“ (Liquid biopsy), analysiert werden, der Ärzten hilft, nach der Behandlung verbliebene Krebszellen aufzuspüren. Im Gegensatz zu herkömmlichen Methoden, die Knochenmark- oder Gewebeproben erfordern, ist der ctDNA-Test weniger invasiv, leicht wiederholbar und besonders effektiv bei soliden Tumoren. Mit ihrer Fähigkeit, selbst Spuren von krebsbedingter DNA nachzuweisen, ist ctDNA entscheidend für die Identifizierung von MRD. Sie bietet einen empfindlichen und patientenfreundlichen Ansatz zur Verfolgung der Krebspräsenz in Echtzeit und ist damit für die personalisierte Krebsbehandlung von großer Bedeutung.
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Zusammengefasst
Die MRD bezieht sich auf die winzige Anzahl von Krebszellen, die nach der Behandlung noch vorhanden sein können. Ein „MRD-positives“ Ergebnis bedeutet, dass noch einige Krebszellen vorhanden sind, während „MRD-negativ“ bedeutet, dass keine Krankheit mehr nachweisbar ist, was häufig mit einer längeren Remission und einer besseren Überlebensrate einhergeht. MRD-Tests können die weitere Behandlung steuern, bei der Überwachung der Remission helfen und sogar einen frühen Rückfall erkennen. Üblicherweise werden Verfahren wie Durchflusszytometrie, PCR und NGS eingesetzt, die jeweils eine hohe Empfindlichkeit für den Nachweis von Krebszellen unter gesunden Zellen aufweisen. Bei vielen Blutkrebsarten, darunter Leukämie, Lymphome und Myelome, ist der MRD-Test ein wichtiges Instrument zur Personalisierung der Behandlung, zur Einschätzung des Rückfallrisikos und zur Verbesserung der Behandlungsergebnisse.
Autorin: Dr. rer. nat. Lisa Baum, Bioinformatikerin und Datenwissenschaftlerin, Liqomics